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Selbst­ver­ant­wor­tung

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Ein Bei­trag von Nicu­lin Parli

“Every adver­sity, every fail­ure, every hearta­che car­ries with it the seed of an equal or grea­ter benefit.” 

In den ver­gan­ge­nen neun Mona­ten war das Thema Selbst­ver­ant­wor­tung sehr prä­sent bei mir. Mit der Aus­ein­an­der­set­zung damit durfte ich für mich wich­tige Schritte gehen und gewal­tig wach­sen. Doch was ist Selbst­ver­ant­wor­tung eigent­lich genau? Der Duden defi­niert sie als ‘Ver­ant­wor­tung für das eigene
Han­deln’. Dies schliesst eine Viel­zahl an Din­gen ein, dar­un­ter bana­lere Dinge wie was ich mei­nem Kör­per zuführe oder anziehe, über wie und mit wem ich meine Frei­zeit ver­bringe, bis hin zu kom­ple­xen Din­gen mit wem und wie ich in wel­che Bezie­hung trete und Lebens­zeit teile, wie ich auf das Ver­hal­ten ande­rer reagiere, spe­zi­ell, wenn die­ses Ver­hal­ten mir zuwi­der läuft. Es umfasst aber auch die sub­ti­len Ebe­nen der Gedan­ken­welt und dort die Ver­an­las­sung, die Ver­ant­wor­tung über die eige­nen Gedan­ken zu übernehmen.


Ich beob­achte in der Gesell­schaft eine Ten­denz, die Ver­ant­wor­tung abzu­ge­ben. Wir essen Fast­food anstatt sel­ber zu kochen, die Beschäf­ti­gung und Erzie­hung von Kin­dern über­las­sen wir dem Fern­se­her, dem Tablet und der Schule. Unsere Gesund­heit legen wir in die Hände von Ärz­ten. In ande­ren Fäl­len wird uns die Ver­ant­wor­tung abge­nom­men. Gerade die Schule kommt mir da in den Sinn. Den Ler­nen­den wird vor­ge­ge­ben, was sie zu wel­chem Zeit­punkt zu ler­nen haben. Sie kon­su­mie­ren und leh­nen sich zurück. Das ist ja viel beque­mer, als die Ver­ant­wor­tung für das eigene Ler­nen zu über­neh­men, da müsste selbst über­legt wer­den. In vie­len Fäl­len wird die Heft­füh­rung von den Lehr­per­so­nen vor­ge­ge­ben,
kon­trol­liert oder beno­tet. Auch bei der Gesund­heit wird uns die Ver­ant­wor­tung abge­nom­men. Unsere Gene bestim­men, wel­che Krank­hei­ten wir bekom­men. So sind wir «Opfer» unse­rer Gene und tra­gen keine Ver­ant­wor­tung. Das dem nicht so sein muss, zeigt die Epi­ge­ne­tik. Die­ser wis­sen­schaft­li­che Zweig befasst sich mit der Frage, wel­che Fak­to­ren die Expres­sion bestimm­ter Gene beein­flus­sen. Es ist
mitt­ler­weile bekannt, dass Stress, unge­sunde Ernäh­rung oder Angst unsere Gesund­heit nega­tiv beein­flus­sen, indem gesund­ma­chende Gene deak­ti­viert und krank­ma­chende akti­viert werden.

 

Wenn ich nach­hal­tig gesund leben möchte, führt kein Weg daran vor­bei, in meine Selbst­ver­ant­wor­tung zu kom­men. Dazu gehört, dass ich ent­scheide, was ich mei­nem System zuführe, sei es in Form von
Nah­rung für den Kör­per oder als Input für den Geist. Bestelle ich die Pizza oder bereite ich mir eine voll­wer­tige Mahl­zeit zu? Benö­tige ich das vom Arzt emp­foh­lene Medi­ka­ment oder gibt es alter­na­tive Mög­lich­kei­ten? Schaue ich stun­den­lang in den Fern­se­her oder gehe ich im Wald spa­zie­ren? Selbst­ver­ant­wor­tung beinhal­tet auch, dass ich mei­ner Worte und Taten bewusst bin und die Kon­se­quen­zen dafür trage. Um dies wirk­lich zu kön­nen, muss ich mich mit mir selbst aus­ein­an­der­set­zen, um mich selbst ken­nen­zu­ler­nen, eine Auf­gabe, die enorm viel Mut, Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und Stand­haf­tig­keit braucht. Es ist viel ein­fa­cher, mich abzu­len­ken, anstatt mich mit mei­nen Gefüh­len aus­ein­an­der­zu­set­zen, den Frust und die Angst zu spü­ren und zu ergrün­den, woher sie kom­men. Diese täg­li­che Ent­schei­dung ist sehr anspruchs­voll, gerade weil wir dies nicht von klein auf erler­nen. Um Selbst­ver­ant­wor­tung zu ler­nen, brau­chen wir Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz, am besten ab den ersten Lebensjahren.

 

In dem Moment, in dem ich in meine Selbst­ver­ant­wor­tung komme, ent­scheide ich, wohin ich mein Schiff auf dem Ozean des Lebens steuere. Dies ist unglaub­lich ermäch­ti­gend und eine der sinn­brin­gend­sten, wich­tig­sten Auf­ga­ben unse­res Lebens. Sie ist Auf­gabe unse­res Erwach­sen­seins, und die Mensch­heit braucht drin­gend viele Erwach­sene. Hier schliesse ich den Kreis zum oben­ste­hen­den
Zitat. In der Selbst­ver­ant­wor­tung ent­scheide ich, was ich aus einer Nie­der­lage, einem Ver­sa­gen, einer her­aus­for­dern­den Situa­tion oder Lebens­krise mache, was ich dar­aus lerne und wie ich mich ent­wickeln will. An die­sem Punkt wird es magisch. Diese Erkennt­nis und die dar­aus resul­tie­rende Erfah­rung beim In-die-Selbst­ver­ant­wor­tung-Kom­men waren mit von den gröss­ten Geschen­ken, wel­che ich in den ver­gan­ge­nen neun Mona­ten emp­fan­gen durfte.

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Severin Weilenmann

7 Kommentare zu „Selbst­ver­ant­wor­tung“

  1. Hoi Seve­rin
    Dein Text ist sehr gut for­mu­liert, ich sehe das genau so.
    Fakt ist, dass eben jeder selbst die nötige Ener­gie auf­brin­gen muss wenn er wie­der sel­ber ver­ant­wort­lich sein möchte.
    Genü­gend Kraft (Ener­gie) zu haben um diese Schritte zu gehen ist für viele ein Pro­blem, dort sehe ich ein Man­gel und wie du ja schon geschrie­ben hast, ist es schon auch wich­tig was man sich ein­ver­leibt für den Kör­per, denn schluss­end­lich ist der Kör­per unser Basis auf der alles andere auf­baut um ein har­mo­ni­sches Leben in Ein­klang zu führen.

    1. Severin Weilenmann

      Voll bei dir Robert Bruno. Ich glaube auch, dass die Ent­schei­dung die Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men alleine schon ermäch­ti­gend und damit ener­gie­brin­gend ist.
      Hier möchte ich zudem doch noch anfü­gen, dass der Text von Nicu­lin Parli ist.

    2. Danke dir, das sehe ich genauso.

      Aus mei­ner eige­nen Erfah­rung über die letz­ten ca. 12 Monate kommt die Ener­gie, wenn man sich selbst stellt und schaut, wo Ener­gie abfliesst und dann ent­spre­chende Ent­scheide fällt. Bei mir waren dies unglaub­lich harte und schmerz­hafte Ent­scheide, wel­che jedoch nötig waren. Das direkte Resul­tat die­ser ent­scheide ist die­ser Text

  2. Wun­der­schön, wie du deine Erfah­run­gen teilst und diese mit Wor­ten beschrei­ben kannst. 

    Mein Hori­zont wurde enorm grös­ser, als ich mich über die bedin­gungs­lose Liebe neu ken­nen­ge­lernt habe. 

    Was bedeu­tet Liebe ohne Bedingung. 

    Aus mei­nen Erfah­run­gen resul­tiert, dass ich stehts nur “lie­ben” konnte, wenn dies nach mei­nen Vor­stel­lun­gen zele­briert wurde. Durch das hin­ein­ver­set­zen in lang ver­ges­sene Zei­ten der Kind­heit, wurde mir bewusst, dass ich die­ses Gefühl des geliebt wer­dens dadurch auszeichnete.

    Wenn ich eim bestimm­tes Ver­hal­ten zeigte, wurde ich beach­tet und umgekehrt. 

    Doch nun wurde mir eine neue, ich für mich würde sagen, ein­zig wahre Liebe offenbart. 

    Die bedin­gungs­lose Liebe. 

    Wenn ich so sein darf, mit allem was ich bin und wie ich gedacht bin und ich mich mit mei­nem Sein und mei­nen Gedan­ken aus­drücken darf, dann kann ich mich ohne Bedin­gun­gen Lie­ben ler­nen. Erst diese Erfah­rung hat dazu geführt meine Mit­men­schen so zu lie­ben wie sie sind.

    Durch die­sen ein­zig­ar­ti­gen Pro­zess, wird ganz viel frei­ge­setzt das Hei­lung zur Folge hat.


    Ich wollte kurz bescheid geben, wie gross­ar­tig ich die­sen Text finde und nun kam das dabei raus. 

    Liebe Grüsse…

  3. Vie­len Dank für dein Tei­len die­ser so kraft­vol­len Erfah­rung. Aus mei­ner Sicht ist die Selbst­liebe ein mög­li­cher Gene­ra­tor für das in die Selbst­ver­ant­wor­tung zu kommen.
    Lg

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